Mikrolernen per Chat

Mikrolernen per Chat

Im Education Newscast sprach Thomas Jenewein mit Pascal Rosenberger, Mitgründer und Geschäftsführer von eggheads. Das Thema war ein innovativer Ansatz zum betrieblichen Lernen: Chat-basiertes Mikrolernen. Dieses Format nutzt die alltägliche Vertrautheit mit Messenger-Programmen und bietet effiziente und schnelle Lernmomente, die mit Microsoft Teams direkt in den Workflow von Mitarbeitern integriert werden können. Mit besonderem Fokus auf Produkttraining, dem Onboarding neuer Mitarbeiter und Compliance-Schulungen könnte dieser Ansatz die Zukunft der Personalentwicklung prägen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • 1. Chat-basiertes Lernen: eggheads bietet eine Methode an, bei der Firmen Wissensvermittlung durch kurze, chatbasierte Lern-Einheiten durchführen können. Dieser Ansatz ist effizient und leicht zugänglich für Mitarbeiter.
  • 2. Chatbots fürs Lernen: Der Einsatz von Chatbots im Bildungsbereich beruht auf der Beobachtung, dass Menschen gerne mit Chatbots interagieren. Daher kann diese Technologie genutzt werden, um Wissen zu vermitteln. Es wurde als gesprächsbasiertes Mikrolernen, dialogisches Mikrolernen oder conversational microlearning bezeichnet.
  • 3. Integration in bestehende Kommunikationstools: Die Lösung wurde speziell für das Messenger-Programm Microsoft Teams entwickelt, weil viele Mitarbeiter bereits solche Tools verwenden. Es geht darum, Lerninhalte dort zu platzieren, wo die Mitarbeiter bereits aktiv sind.
  • 4. Wissensvermittlung in der Praxis: Das chat-basierte Lernen eignet sich besonders gut für Produkttrainings im Vertrieb, für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter und für Ethik- und Compliance-Training online insbesondere im Finanzbereich und im Bereich IT-Sicherheit.

Es folgt eine gekürzte Zusammenfassung des Gesprächs. Die ganze Podcast-Folge kannst du hier nachhören.

„eggheads zeigt: digitales Lernen muss kein Web Based Training sein

Hallo und willkommen zu einer weiteren Ausgabe unseres Education Newscast über Lern-Technologie mit Startups. Heute haben wir Pascal Rosenberger von eggheads zu Gast. Hallo Pascal, danke, dass du da bist.

Hallo Thomas und alle, die zuhören. Ich freue mich hier zu sein. Kurz zu mir: Ich bin Pascal Rosenberger, Mitgründer und Geschäftsführer von eggheads. Wir bieten eine Software an, mit der Firmen Wissen auf eine schnelle, einfache und unterhaltsame Art vermitteln können. Das wird möglich durch kurze, chatbasierte Lern-Einheiten. So ist es leicht für die Mitarbeiter und auch effizient für die Firmen.

Was war denn bei euch der Ausgangspunkt?

Unsere erste Startup-Idee hat nicht richtig gezündet. Aber nach einigen Versuchen mit Chatbots haben wir gemerkt, dass Leute gerne mit den digitalen Assistenten sprechen. Also dachten wir: Warum nicht diese Technologie nutzen, um Wissen zu vermitteln? 

Eine globale Versicherung war unser erster Partner und Kunde. Schritt für Schritt haben wir gesehen, dass die chatbasierte Schulungsmethode funktioniert. Wir nennen diese gesprächsbasiertes Mikrolernen, dialogisches Mikrolernen oder auch conversational microlearning. Es ist also eine Art von bite-sized lernen.

Ja, „Microlearning“ ist vielen bekannt. 

Die Besonderheit von eggheads ist das dialogische Format. Es ist wie ein Lern-Gespräch, ähnlich den Chats, die wir von WhatsApp kennen. Und weil viele Menschen oft WhatsApp nutzen oder bei der Arbeit Microsoft Teams und andere Chat-Programme verwenden, haben wir uns entschieden, dieses Format zu nutzen. So können wir die Leute dort erreichen, wo sie bereits aktiv sind. Chat ist die natürliche Art und Weise ist, wie wir heute digital miteinander in Kontakt sind. 

Ich habe gesehen, dass ihr dieses Format in Teams verwendet, aber ich nehme an, es funktioniert auch alleine oder mit anderen Programmen wie Slack, oder?

Das stimmt, die Chats funktionieren auch im Web. Das ist praktisch, weil es auf jedem Smartphone geht, egal welches System das Unternehmen schon verwendet. Das war unser erster Schritt. Jetzt erweitern wir die Kanäle mit Messenger-Programmen, besonders Microsoft Teams. Slack könnte in der Zukunft auch dazu kommen. Zoom könnte auch interessant sein oder vielleicht Discord. Wir starten mit Teams, weil es von vielen Unternehmen und Schulen genutzt wird.

Welche Beispiele gibt es, wie Unternehmen eure Lösung jetzt nutzen?

Wir haben festgestellt, dass unsere Lösung besonders gut für Produkttraining im Vertrieb funktioniert. Mitarbeiter können schnell lernen, was an einem Produkt neu ist, wie es sich von älteren Versionen oder von Konkurrenzprodukten unterscheidet und wie man auf Kundenfragen reagiert. Diese Lerneinheiten sind kurz, oft nur 1-2 Minuten lang. Das ist praktisch, weil die Vertriebsmitarbeiter so schnell und effizient lernen können.

Ein weiterer Bereich, in dem unsere Lösung hilfreich ist, ist die Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Wenn jemand neu in einem Unternehmen anfängt, gibt es viel zu lernen. Unsere kurzen Lerneinheiten können hier helfen, um nach und nach wichtige Informationen zu vermitteln.

Ausserdem nutzen einige unserer Kunden unsere Lösung für Ethik- und Compliance-Training, besonders im Finanzbereich und im Bereich IT-Sicherheit. Hier geht es oft darum, das Bewusstsein für bestimmte Themen zu erhöhen und sicherzustellen, dass die Mitarbeiter das ganze Jahr über informiert bleiben und sich entsprechend verhalten. Kunden können mit eggheads regelmässige Impulse setzen, um dieses Bewusstsein zu schärfen. 

Es geht immer darum, Wissen durch einen Dialog zu vermitteln. Ich habe gesehen, dass es nicht nur Text-Chats sein müssen. Man kann auch Videos hinzufügen. Ich frage mich, wie es mit Audio aussieht. Junge Leute, wie meine Kinder, sprechen oft ins Smartphone statt zu tippen. Habt ihr schon mit Audio experimentiert? Oder konzentriert ihr euch mehr auf Videos?

Im Moment unterstützen wir Audio nicht direkt. Man könnte als Workaround ein YouTube-Video verwenden, das nur Ton hat. Chats sollten interaktiv sein, zum Beispiel mit Emojis und GIFs. Videos sind auch möglich, aber einige Unternehmen finden, dass sie den Chat-Fluss verlangsamen.

Vielleicht kann man Videos am Anfang eines Chats verwenden. Aber das sind Design-Entscheidungen. Aktuell konzentrieren wir uns auf Chat-Interfaces. Audio ist interessant für uns, aber wir schauen uns das für die Zukunft an. Wir möchten eine einfache Lösung bieten, die alle nutzen können. Gleichzeitig soll eggheads konkrete Probleme auf eine wirtschaftliche Art lösen.

Mit unserem aktuellen Chat-Ansatz sind wir schon erfolgreich. Wenn wir in Zukunft Audio verwenden, wollen wir genauso erfolgreich sein. Aber bisher haben wir keinen konkreten Anwendungsfall für Audio gefunden. Es braucht viele Kunden, die das wirklich wollen. Viele sind vielleicht noch nicht bereit dafür und bevorzugen Text. 

Wenn jemand eure Lösung ausprobieren möchte, muss er zuerst den Chat-Dialog entwerfen, oder?

Kunden erhalten Zugang zu unserer Technologie. eggheads ist die Microlearning Plattform, mit der sie e-learning erstellen und teilen können. Danach können sie datenbasiert auswerten, wie die Nutzer darauf reagieren. Zum Thema „Intelligenz“: Im Vordergrund steht momentan die menschliche Intelligenz, weil sie sehr effektiv ist. Machine Learning ist noch kein Thema (Update: inzwischen unterstützt dich KI bei eggheads um interaktive Lerninhalte zu erstellen und einen KI-Tutor umzusetzen).

Ein Mensch muss den Chat entwerfen und schreiben. Manche finden das einfach und können sofort loslegen, während andere etwas mehr Zeit brauchen. Aber nach dem ersten Mal geht es meistens schneller. Unsere Kunden sagen uns, dass sie nach kurzer Zeit in der Lage sind, schnell neue Lerninhalte zu erstellen. 

Anstatt traditionelles E-Learning zu erstellen, entwerfen eure Kunden Dialoge. Wo sehen seht ihr die Zukunft? 

Was wir bemerkt haben, ist, dass es ein Bedürfnis gibt, Lernmaterialien schnell und einfach zugänglich zu machen. Kurze Lernformate, schnelle Lernmomente sind beliebt, weil sie leicht zu konsumieren sind. Die Leute wollen keine neue App, die sie vergessen oder nicht nutzen. Sie wollen etwas, das direkt und einfach ist. Das haben wir auch aus Gesprächen auf der LearnTech Messe gelernt und es bestätigt, was wir bereits gedacht haben. Es ist gut zu sehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Im Moment liegt unser Hauptaugenmerk auf der Integration in Microsoft Teams. Wir wollen sicherstellen, dass diese Integration gut für unsere Kunden funktioniert. Danach planen wir, weitere Funktionen hinzuzufügen. Viele Unternehmen nutzen bereits verschiedene Tools, und wir möchten, dass eggheads leicht integrierbar ist.

Wie funktioniert die Integration in Teams? Kann ich es einfach hinzufügen? 

Es ist ähnlich wie bei unseren Smartphones: Teams kann mit zusätzlichen Apps und Diensten erweitert werden, die nicht direkt von Microsoft stammen.

In Teams gibt es einen App Store, über den Unternehmen Apps hinzufügen können. Man kann den Chatbot bei den Chats finden oder in der Seitenleiste, wo alle Apps aufgelistet sind. Sobald der egghead – so heisst unsere App – integriert ist, funktioniert der Chat genauso wie im Webbrowser. Das macht es für die Mitarbeiter leicht sichtbar und zugänglich. Mehr zur egghead Microsoft Teams App.

Wenn ich also ein neues Produktupdate habe, kann ich den Chat darüber schreiben, auswählen, wer es sehen soll, und wann es gesendet werden soll. Die Mitarbeiter bekommen dann eine Benachrichtigung direkt in Microsoft Teams, egal ob sie am Computer oder am Handy sind. Sie können dann direkt den Chat öffnen und sich auf den neusten Stand bringen.

Das klingt toll. Ich habe bemerkt, dass viele Leute auf der Learntech daran interessiert waren. Hast du noch Fragen oder etwas, das ich vergessen habe zu fragen? 

Ich weiss, dass du früher mit Chatbots gearbeitet hast. Warum hast du das gemacht und wie siehst du das heute?

Ich habe mich damals für Chatbots interessiert, um Machine Learning besser zu verstehen. Wir haben sie in unserer Lerncommunity verwendet. Wir haben eine Lernplattform mit vielen E-Learnings und Communities für SAP-Produkte. Wir wollten Chatbots in den Communities nutzen, um häufig gestellte Fragen automatisch zu beantworten. In den grossen Communities gibt es oft ähnliche Fragen von vielen Nutzern.

Wir haben einen Chatbot für unsere Lerncommunity erstellt. Mit Hilfe von Machine Learning haben wir ein Modell aus vielen vorhandenen Fragen erstellt. Wir haben das Tool SAP Conversational AI verwendet und den Chatbot in unsere Community-Software integriert. Der Bot hat nur auf Fragen geantwortet, die er verstanden hat. Wenn er eine Frage nicht verstanden hat, hat er nichts gesagt. Es war eine tolle Erfahrung und ich konnte sehen, wie sich das Modell verbessert hat.

In den letzten Jahren schien das Interesse an Chatbots nachzulassen. Während der Corona-Krise haben sich viele auf Tools wie Zoom und Teams konzentriert und traditionelle Schulungsmethoden verwendet. Aber es gibt viele andere wichtige Lernmethoden, die nicht nur auf Klassenraumunterricht basieren.

Was denkst du darüber?

Viele Menschen kennen die Chatbot-Technologie immer noch nicht gut, was vielleicht ein Grund dafür ist. Viele Menschen, die Chatbots kennen, verbinden sie oft mit schlechten Erfahrungen oder zu hohen Erwartungen. Es ist selten, dass jemand sagt, er hatte ein gutes Erlebnis mit einem Chatbot. Daher ist es manchmal schwierig, über die Technologie zu sprechen. Unser Ansatz ist eher einfach gehalten. Manche kritisieren das und sagen, dass unser Bot nicht intelligent genug ist. Aber das ist absichtlich so, besonders beim Lernen. Manchmal wissen die Leute nicht, was sie noch lernen müssen.

Wenn ich ein neues Thema lerne, kann ich nicht sofort komplexe Fragen stellen. Ich brauche jemanden, der mir das Thema erklärt und mich durchführt. Deshalb funktioniert ein vorgefertigtes Gespräch oft gut. Es ist einfach und direkt. Ich spreche lieber von Chat-basiertem Mikrolernen oder Conversational Microlearning. Das legt den Fokus mehr auf das Lernen selbst und nicht nur auf die Technologie.

Stimmt. Es geht immer darum, ein Problem zu lösen. Manchmal ist eine fortschrittlichere Technologie sogar zu komplex, sowohl für den Nutzer als auch für den Ersteller. Ich stimme dir voll und ganz zu. Das war’s von meiner Seite. Vielen Dank für das Gespräch.

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